Igor Samojlenko, Nicolas Born, Jon Mukand
Heute mache ich alles zweimal.
Ich stelle meinen Klappstuhl ans Ufer
und daneben seinen
und halte meine Angel sachte
in den Fluß und seine.
Später bestelle ich ein Bier für mich
und eines für meinen Vater.
Dann bestelle ich uns noch zwei Bier
und zwischendurch zwei Schnitzel.
Ich trinke alles aus
und esse alles auf.
Ich fülle meinen Lottoschein
mit seinen Geburtsdaten aus
und seinen mit meinen und klopfe
zweimal dreimal auf den Tisch.
Ich bestelle uns noch zwei Bier,
trinke beide auf Ex, rufe zwei Taxis.
Das leere fährt dem besetzten hinterher,
im Rückspiegel biegt es ab.
Ich putze meine Sonntagsschuhe
für den Kirchgang und seine.
Für morgen früh rufe ich
den Weckdienst des Hotels an:
Kurz vor Sonnenaufgang
für uns beide. Laß uns frühstücken
wie immer: schweigend.
Aus Gewohnheit habe ich nur eine
statt zwei Zeitungen gekauft.
Einer liest leise,
der andere lauscht.
(Igor Samojlenko)
(s.a. weitere herausragende Vater-Gedichte von Nicolas Born und Jon Mukand)
DA STEHT NICHT NUR KEINE LINDE/
ABER WER HINKOMMT/
FINDET’S SCHÖN GRÜN/ES WÄCHST EINE MENGE/VON FRÜHER HERÜBER […]
AUF DER FENSTERBANK LIEGEN ZEITUNGEN/
DER LETZTEN DREI TAGE

Someday, I will hear the tabla, whose rhythm
no EKG can capture and no cardiologist
can interpret. The music will
take me back to the lotus pond
our old home in the village of Sultanpur:
then, I will drift away on the fallen petals.
Eines Tages werde ich die Tabla hören, deren Rhythmus
kein EKG aufnehmen und kein Kardiologe
interpretieren kann. Die Musik wird
mich zum Lotusteich zurückbringen
an unser altes Haus im Dorf Sultanpur:
dann werde ich auf fallenden Blütenblättern wegtreiben.
(Jon Mukand)

