In der Mitte der Gesellschaft angekommen?

Norbert Frei

„Die Autoren befürchten, viele Positionen  der „Neuen Rechten“ seien in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dafür liefern sie zahlreiche Belege. Allgemeiner beschreiben sie das NS-Kontinuum mit dem Satz von der „Vergangenheit, die nicht vergeht“. Auch die so genannte konservative Revolution ist danach keineswegs die brandneue Idee eines christlich-sozialen Politikers.

Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie verändert sich kontinuierlich, aber es scheint doch ein konservatives Kontinuum zu existieren, das schon deshalb von Dauer ist, weil es eben seinen Sinn und Zweck darin sieht, den Status quo zu konservieren. Dieser Zirkelschluß spricht nicht für eine intellektuelle Hochleistung in der konservativen Politik. Doch hatten die Deutschen nicht allzu lange ignoriert, dass es auch Rechtsintellektuelle gibt? In konservativen Kreisen wurde kolportiert, dass die 68er mehr zerstört hätten als der Nationalsozalismus.

Die rechten Parteigänger an den Universitäten hätten aber von den fortschrittlich argumentieren Linken gelernt. Alles weitere sei dem „Mobilisierungsneid“ einiger rechtsintellektueller Professoren zuzuschreiben, unter denen sich heute auch ein Parteivorsitzender befinde, welcher sich freilich nicht der Sprache eines Gentleman bediene, wenn er von der heute noch ruchbaren „Verseuchung“ der 68er-Politik rede.

Das Buch schließt mit der Prophezeihung: „So droht Deutschland derzeit von rechts zusammenzuwachsen: in einer nationalistischen Formation…“ (Marc S. Huf 2.4.2019)

„Wer die Etappen der rechtspolulistischen Entwicklung und deren Rezeption studiert, findet in diesem gut lesbaren Buch wichtige, chronologisch geordnete Informationen. Das Fazit lässt es nicht bei einer pauschalen Warnung vor den wachsenden Gefährdungen der Demokratie bewenden, sondern zeigt eine übersichtlichte Analyse der Ursachen und drohenden Risiken. Der Leser versteht die endemische Ausbreitung der „neuen Rechten und „wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern“.

Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie verändert sich kontinuierlich, aber es scheint doch ein konservatives Kontinuum zu existieren, das schon deshalb von Dauer ist, weil es eben seinen Sinn und Zweck darin sieht, den Status quo zu konservieren.

Kritik und Abwertung

„Sie besetzen öffentliche Gebäude, steigen auf das Brandenburger Tor, stellen Hinrichtungen nach, stören Vorlesungen, führen Flashmobs auf und marschieren durch Innenstädte. Ihr schwarzgelbes Logo, der griechische Buchstabe Lambda, ist auf zahlreichen Internetseiten präsent. In den letzten Jahren hat sich die Identitäre Bewegung (IB) fest in der politischen Landschaft verankert. Sie besteht zwar nur aus einer Aktivistengruppe von etwa 800 Mitgliedern, wird aber von Zehntausenden finanziell unterstützt. Ihre rechtsextremen Inhalte verbindet sie geschickt mit einem popkulturellen Habitus. Zentrales Thema: die angebliche Islamisierung des Abendlandes. Die gesamte Neue Rechte begrüßte die agilen Jugendlichen »ohne Migrationshintergrund«, die mit Aktionsformen der 68er-Bewegung auf sich aufmerksam machen. Beste Beziehungen bestehen längst zur Alternative für Deutschland und zu fremdenfeindlichen Organisationen im euro päischen Ausland. 13 Autoren, die seit Jahren die Entwicklungen in der rechten Szene kritisch begleiten, legen einen fundierten Übersichtsband vor, der die Entwicklung der Identitären Bewegung darstellt, ihre Ideologie analysiert, Aktionen beschreibt und Netzwerke offenlegt.“

KRITIK: „Herausgeber Andreas Speit legt mit „Das Netzwerk der Identitären“ eine fundierte Übersicht zur Ideologie und Aktionsformen der Neuen Rechten vor. In den einzelnen Beiträgen werden nicht nur Inhalte anderer relevanter Publikationen (u. a. Volker Weiß, Thomas Wagner) gut lesbar zusammengeführt, sondern durch eigene Recherchen bestätigt und erweitert. Auch werden Quellen der Neuen Rechten (u. a. Martin Sellner, Mario Müller, Götz Kubitschek) zu Veranschaulichung gelungen eingesetzt.“ (U. v. Boedefeldt, 18.11.2018)

ABWERTUNG Diese Neuerscheinung wird im Internet durch ein Rudel identitärer Kommentatoren abgewertet, oft nur mit 1-2 Zeilen und Aufforderung zur Bücherverbrennung:

„Nonsens auf hohem Level. „Allerdings lohnt es sich perfekt zum anzünden eines gemütlichen Lagerfeuer’s oder einfach zum wegschmeißen.:)“ (Ommel, 24.2.2019)

Ommel