Der kongolesische Arzt und Friendesnobelpreiser (2018), Denis Mukwege, beschreibt in Sokratischer Manier den Reichtum an Bodenschätzen des Landes und die Armut seiner Einwohner, die Macht der Oligarchen und die Ohnmacht der Minenarbeiter. Seine in französischer Sprache gehaltene Rede vom Januar 2019 erreicht viele Millionen Menschen im Internet.

Der Beifall des Publikums setzt ein, sobald er aus persönlicher und ärztlicher Sicht die größten Widersprüche erhellt. Er blickt auf 20 Jahre seiner Tätigkeit als Frauenarzt zurück und bezieht sich vor dem Hintergrund der in dieser Zeit herrschenden Demütigung des kongolesischen Volkes, der Morde und Mißhandlungen, besonders auf die brutale Vergewaltigung von Frauen und Kindern. Doktor Mukwege verweist auch auf die unmenschlichen Bedingungen der Kinderarbeit, mit der die für die Geräte der Informationstechnologie wichtigen Mineralien gefördert werden und kommt zu dem Schluß, dass es angesichts der modernen Kommunikationsmöglichkeiten nicht mehr möglich sei, dies alles „wissentlich zu ignorieren“.
Fünf Schwerpunkte seiner dialektischen Rede sollen hier wiedergegeben werden:
1. Reichtum ist Ursache von Krieg, Gewalt und Armut
2. Unmenschliche Arbeitsbedingungen
3. Tragödie nicht „wissentlich ignorieren“
4. Verbrechen mit Wissen der Völkergemeinschaft
5. Ich fordere die Welt auf, Zeuge zu sein
1.0 Reichtum ist Ursache von Krieg, Gewalt und Armut
1.1 Mein Name ist Denis Mukwege.Ich komme aus einem der reichsten Länder unseres Planeten.
1.2 Dennoch gehören die Menschen meines Landes zu den Ärmsten der Welt.
1.3 Die traurige Wahrheit ist, dass der Reichtum unserer Bodenschätze, Gold, Coltan, Kobalt und andere Mineralien die Grundursache für Krieg, extreme Gewalt und erbärmliche Armut ist.
2.0 Unmenschliche Arbeitsbedingungen
2.1 Wir lieben schöne Autos, Schmuck und Geräte.Ich habe selbst ein Smartphone.
2.2 Diese Dinge enthalten Mineralien, die in unserem Lande gefunden werden.
2.3 Abgebaut unter unmenschlichen Bedingungen von Kindern, die Opfer von Einschüchterung und sexueller Gewalt sind.
3.0 Tragödie nicht „wissentlich ignorieren“
3.1 Wenn Sie ihr Elektromobil fahren, ihr Smartphone benutzen oder ihren Schmuck bewundern, nehmen Sie sich eine Minute Zeit, über die Herstellungsbedingungen dieser Objekte nachzudenken.
3.2 Das Wenigste, was wir als Konsumenten tun können ist, darauf zu bestehen, dass diese Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden.
3.3 Diese Tragödie wissentlich zu ignorieren macht uns mitschuldig. Es sind nicht nur die Gewalttäter, die verantwortlich sind für die Verbrechen, es sind auch diejenigen, die sich entscheiden, wegzuschauen
4.0 Verbrechen mit Wissen der Völkergemeinschaft
4. 1 Mein Land wird sytematisch ausgeplündert von Menschen, die sich unsere Anführer nennen. Geplündert für ihre Macht, geplündert für ihren Wohlstand und Ruhm. Ausgeraubt auf Kosten von unschuldigen Männern, Millionen Frauen und Kindern, gefangen in extremer Armut. Während die Profite aus dem Erlös der Mineralien in die Taschen der Oligarchen fließen.
4. 2 Zwanzig Jahre lang habe ich jetzt Tag für Tag im Panzi-Spital die Folgen der Misswirtschaft meines Landes gesehen. Säuglinge, Mädchen, junge Frauen, Mütter, Großmütter, auch Männer und Jungen werden auf grausame Weise vergewaltigt, oft öffentlich und kollektiv, zum Beispiel durch Einbringen von glühendheißem Plastik oder scharfen Objekten in ihre Genitalien.
4. 3 Das kongolesische Volk wurde gedemütigt, misshandelt, niedergemetzelt in den letzten beiden Jahrzehnten, auch mit Wissen der Völkergemeinschaft.
5. 0 Ich fordere die Welt auf, Zeuge zu sein
5. 1 Heute, dank des Zugangs zu den besten Informations- und Kommunikationstechniken, die wir jemals hatten, kann niemand sagen: Ich habe nichts davon gewusst.
5. 2 Mit diesem Friedensnobelpreis fordere ich die Welt auf, Zeuge zu sein und bitte Sie mitzuhelfen, diesem Leid, das die Menschheit beschämt, ein Ende zu setzen.
5. 3 Die Menschen meines Landes brauchen dringend Frieden.