
„Ärztliches Ethos und Widerstand“ ist der Titel eines im Ethik-Seminar der Hamburger Universität diskutierten Vortrags, der das Thema „Ärzte, Dichter und Rebellen“ aufgegriffen und forgeschrieben hat.
Seit dem Erscheinen des Buchs Ethik in der Medizin von Winfried Kahlke und Stella Reiter-Theil (1995), das kurz nach der Denkschrift Geisteswissenschaften heute, einer Art kulturwissenschaftlicher Unabhängigkeitserklärung, herauskam, bietet sich nicht nur den Studierenden der Medizin, sondern auch der medical humanities und allen kulturwissenschaftlich Interessierten eine Neuorientierung.
Danach verbietet sich – schon wegen der zumindest latenten Gefahr einer konformistischen Diskriminierung und Gewalt gegenüber Minderheiten – die übliche „Identifikation von Moralität mit Konformität“ und damit auch eine „Gleichsetzung mit sozialer Konditionierung bzw. sozialer Anpassung“.
Die Medizin heute bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischem Fortschritt, ökonomischen Zwängen und wirtschaftlichen Interessen, dem Auftrag zur gesundheitlichen Versorgung und ethischen Grenzbereichen. Für die ärztliche Ausbildung an den Hochschulen und Medizinischen Fakultäten bedeutet dies, herausgefordert zu sein zu einer kontinuierlichen Reform ihres Curriculums. Ziel ist ein primär patientenorientiertes wissenschaftliches Studium, das wiederum ein differenziertes Lernverhalten und die Erkenntnis fördert, dass für das Verstehen komplexer Zusammenhänge, das Entwickeln einer Differenzialdiagnose, das Vorbereiten auf ärztliches Entscheiden und Handeln ein Studium didaktisch konzipierter Lehrbücher unverzichtbar ist. (Winfried Kahlke 2013).
Siehe auch Das Leben kann nur…
Deutsches Ärzteblatt: Prof. Dr. med. Winfried Kahlke, em. Inhaber eines Lehrstuhls für Hochschuldidaktik in der Medizin an der Universität Hamburg, wurde am 30. Dezember 2020 88 Jahre alt.
Nach seinem Staatsexamen und seiner Promotion zum Dr. med. an der Universität Heidelberg begann er dort seine internistische Weiterbildung. Bei seinen biochemischen Studien in Köln identifizierte Kahlke die Phytansäure als Substrat der Refsum-Krankheit, einer Speicherkrankheit mit schweren neurologischen Ausfällen. Nach seiner Habilitation in Heidelberg wurde er 1974 auf einen neu eingerichteten Lehrstuhl für Hochschuldidaktik an die Universität Hamburg berufen. Er entwickelte dort eine Orientierungseinheit für Studienanfänger, eine Lehrveranstaltung „Berufsfelderkundung“, einen Modellversuch „Poliklinischer Unterricht an Lehrkrankenhäusern“ und das weit ausgearbeitete Projekt für „Problemorientiertes Lernen“. 1987 hat er die Akademie für Ethik in der Medizin in Hamburg mitbegründet. Er ist Mitherausgeber eines Standardwerks mit dem Titel „Ethik in der Medizin“. Er war Mitglied des Kammervorstandes der Ärztekammer Hamburg; seit 1994 ist er Vorsitzender des Fortbildungsausschusses. Seit vielen Jahren war Kahlke Delegierter beim Deutschen Ärztetag. 1999 ist er in Würdigung seiner Verdienste um die ärztliche Fortbildung mit der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer ausgezeichnet worden.

Ein Kommentar zu „Ethik in der Medizin“