
Andrea Bramberger, die mit dem österreichischen Staatspreis ausgezeichnete Professorin, legt zugleich den handlichen Band “Lyrik in Bildung und Erziehung“ vor, eine wahre Fundgrube für studierende und lehrende LiebhaberInnen der Poesie.
Gedichte berühren Menschen unmittelbar, so die Autorin, umfassender und tiefer als Prosatexte, sie affizieren Herz und Verstand und beeinflussen die Selbstwahrnehmung. Die von Bramberger zitierten Verse Garcia Lorcas sagen in diesem Kontext mehr als viele historische Quellen:
Der Dichter versteht
Alles Unverstehbare.
Und Dinge, die wir hassen:
Er erklärt sie zu Freunden.
Und nun dieses Lyrik-Buch, in dem viele Details der Geschichte und Aktualität von Bildung und Erziehung vereint sind, darunter auch Slam poetry, writing poetry und poetry therapy. Kann Lyrik aber auch für Demokratisierungsprozesse eingesetzt werden? Ja, meint Andrea Bramberger, denn Gedichte richten sich “an alle Bildungsbeteiligten, in sozialen Räumen, in denen Bildung ästhetisch und politisch zugleich ist.“
Schon für Friedrich Schiller habe es “keinen anderen Weg gegeben, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen, als dass man denselben zuvor ästhetisch macht.“ Dies sei die Voraussetzung für eine Humanisierung der Gesellschaft und Freiheit aller.


In dem Buch „Lyrik in Erziehung und Bildung“ zitiert die Autorin die Worte Maggie Nelsons: Poems – The wings with wich each word can fly. (S. 16}
Dieser Satz ließ das folgende Gedicht entstehen.
Flieg
Flieg,
mein buntes Wort,
flieg!
Sei mein Paradiesvogel,
Wegwartenblau
Mohnblumenrot
Löwenzahngelb
Sing, mein Paradiesvogel,
Vom blaugrünen Meer
Vom Kinderhaus
Von der Friedensstadt
Flieg,
mein buntes Wort,
flieg!
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