Bücherverbrennung – Bekenntnis eines Kulturpolitikers

Bernd Neumann

„Die Welt“ vom 22.11.2006 hatte berichtet: Im „deutschen Herbst“ wollte Bernd Neumann Gedichte von Erich Fried lieber verbrannt als im Unterricht verwendet sehen. Bernd Neumann, der bekannte Kuturpolitiker, wurde öffentlich kritisiert  –  aber ins Bundeskanzleramt berufen.

 

Vorgeschichte und Verlauf: Majestätsbeleidigungsparagraph und Satiren

Gegen den Majestätsbeleidigungsparagraphen verstießen sowohl der Dichter Frank Wedekind als auch der Satiriker Jan Böhmermann, als sie mit ihren Schmähgedichten besonders auf Intelligenzmängel des deutschen Kaisers bzw. des türkischen Präsidenten aufmerksam machen wollten. Dies blieb nicht ohne Folgen:

• Im Jahr 1899 verfügte der deutsche Kaiser, dass Frank Wedekind als Autor des Simplicissimus wegen seiner Satire auf Wilhelm II.: „Es ist eine Schraube los“ vor Gericht gestellt und zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt wurde.

• Im Jahr 2016 ermächtigte die deutsche Bundeskanzlerin die Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung des Satiremagazin-Moderators Jan Böhmermann, der ein Schmähgedicht „An Erdogan“ verfasst hatte.

• Dies war wiederum kein Einzelfall. Ihr Kulturstaatsminister Bernd Neumann hatte anlässlich der Feierlichkeiten zu Georg Büchners 200. Geburtstag am 17. Oktober 2013 erklärt, der Dichter warte darauf, von der Jugend als „Kultfigur“ wiederentdeckt zu werden. Das Grußwort aus dem Bundeskanzlerarmt verriet eine gewisse Befangenheit des regierungsamtlichen Laudators gegenüber dem „produktiven Rebellen“ Büchner.

• Schon früher einmal war Bernd Neumanns Voreingenommenheit gegenüber scharfzüngigen Schriftstellern aufgefallen (s.o.), hatte er doch politische Verse  Erich Frieds, des streitbaren Lyrikers und Büchner-Preisträgers, als so gefährlich eingeschätzt, dass er sich im Parlament zu der Äußerung genötigt sah, diese Gedichte würde er „lieber verbrannt als im Unterricht verwendet sehen“.

Ein politisches Gedicht Erich Frieds:

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