
Dichter, Ärzte und Rebellen
Dr. Karl F. Masuhr im Gespräch mit Paul Werner Wagner
Friedrich Schiller, Georg Büchner und Arthur Schnitzler geben die Richtung des Diskurses an, in dem sich der angesehene Neurologe Dr. Karl F. Masuhr unter anderem mit den psychosomatischen Aspekten des Wirkens von über 50 Autorinnen und Autoren beschäftigt. Viele haben einschneidende Erlebnisse gemeinsam, wie die Teilnahme an Kriegen mit andauernden Folgen auch für das literarische Schaffen. Von Friedrich Wolf, als Teilnehmer an zwei Weltkriegen sind viele Zeugnisse der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse erhalten wie die Erzählungen „Langemark“ und „Der Sprung durch den Tod“, das Poem „Was taten wir“ oder in Vorausschau der menschengemachten Katastrophe „Professor Mamlock“. Die genaue Kenntnis sozialer Verhältnisse fließt auch in „Cyankali“ ein. Das Stück gegen den Abtreibungsparagrafen 218 bringt ihn ins Gefängnis, wo er an Asthmaanfällen leidet, wie andere Literaten unter ähnlichen Umständen. Die Rebellion der Kindheit gegen den übermächtigen Vater und den Drill in der Schule sowie das innige Verhältnis zu Mutter und Großmutter sind als prägende Einflüsse ebenfalls im Blickpunkt des Neurologen.
(Paul Werner Wagner, Vorsitzender der Friedrich-Wolf-Gesellschaft)