Lässt sich das Problem der Quadratur des Kreises physiologisch lösen?
In der taktilen Wahrnehmung verschmilzt ein wiederholt auf die Haut gezeichnetes Vieleck allmählich zu einer kreisförmigen Struktur.
Je häufiger man einen leichten Hautreiz an derselben Stelle setzt, desto eher wird er umgedeutet. Obwohl der Betroffene wach ist, scheint die Wahrnehmungsfunktion zu ermüden. In diesem Zustand kann ein geometrisches Objekt mit einem anderen verwechselt werden. Das zeigt sich bei der Dermolexie, wenn die wiederholt auf ein bestimmtes Hautareal gezeichnete Figur, ein Viereck oder auch eine Zahl, mit zunehmender Stimulationsdauer nicht mehr differenziert werden kann, da die bei geschlossenen Augen zunächst richtig erkannte Form wie das Quadrat in der taktilen Wahrnehmung allmählich zu einer kreisförmigen Struktur verschmilzt, obwohl weder an der Art noch am Ort der Stimulation etwas verändert wird.
Da der sensible Funktionswandel bei gesunden Personen umkehrbar ist, also bei nachlassender Ermüdung der zuvor statt eines Vierecks wahrgenommene Kreis wieder als Quadrat erkannt wird, löst die neuronale Physiologie auf anschauliche Weise das Problem der Quadratur des Kreises.
Es ist der Funktionswandel des Quadrats zum Kreis und umgekehrt die Quadratur des Kreises.