Heute, am 11. 9. 2018, möchte ich mich bei Ihnen mit dem neuen Buch „Ärzte, Dichter und Rebellen“ vorstellen. Ich beschäftigte mich als Neurologe in Heidelberg, Berlin und Zell an der Mosel besonders mit der biographischen Medizin und Psychosomatik, die ich auch in einem Lehrbuch der Dualen Reihe Neurologie anhand klinischer Beispiele darstelle.
Um aus dieser Perspektive einen kulturwissenschaftlichen Zusammenhang der Medizin mit der Dichtkunst zu veranschaulichen, habe ich Gedichte, Dramen, Romane und (Auto-) Biographien von 53 Ärzten, die Dichter waren, auf psychosomatische Aspekte hin untersucht
Offenbar verfügen diese Arztdichter über ein besonderes Sensorium, um wahrzunehmen,
worum es in der Dichtkunst und Medizin geht und was sie selbst angeht, weil es ihnen nahegeht. Immer wieder zeigt sich, wie heilsam – und gefährlich – Poesie sein kann.
Es gibt viele Hinweise auf Lebenskrisen der Protagonisten, aber aus meiner Sicht ist das wichtigste Ergebnis der Arbeit, dass es sich bei den berühmten schreibenden Ärzten – von Schiller und Büchner bis Döblin und Guevara – um Rebellen handelt: Sie leisten Widerstand gegen ihre Väter und Landesväter, werden verfolgt und eingesperrt oder emigrieren.
Die Thematik enthält also Sprengstoff und könnte zudem aktuelle Bedeutung gewinnen, vor allem was die weltweit bedrohte Gedankenfreiheit betrifft. Denn seit der Zeit der Aufklärung geht es den Arztdichtern unter den couragierten Schriftstellern und Schriftstellerinnen in aller Welt um die Verteidigung der Menschenrechte. So haben sich die schreibenden Ärztinnen Harriet Straub, Charlotte Wolff, Hertha Nathorff und Nawal El Saadawi gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und für Frauenrechte eingesetzt. Schließlich kommen auch die zeitgenössischen Schriftsteller und Nervenärzte Antonio Lobo Antunes, Oliver Sacks, Ernst Augustin, Jocob Hein und Rainald Goetz zu Wort.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Der Autor