Frühling

Else Lasker-Schüler

Frühling

Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein.
Du hüllst mich in dein Leben ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.

Ich sehnte mich nach Mutterlieb
Und Vaterwort und Frühlingsspielen,
Den Fluch, der mich durchs Leben trieb,
Begann ich, da er bei mir blieb,
Wie einen treuen Feind zu lieben.

Nun blühn die Bäume seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du mußt mir Mutter und Vater sein
Und Frühlingsspiel und Schätzelein
Und ganz mein eigen.

Franz Marc (1880–1916) und Else Lasker-Schüler korrespondierten regelmäßig in ästhetischer Manier miteinander. Else sandte Franz eigene Zeichnungen mit lyrischen Zeilen, er schrieb ihr eigens bebilderte Karten und verehrte ihr den Turm der blauen Pferde. So entwickelte sich eine Künstlerfreundschaft, die von einer „doppelten Doppelbegaung“zeugte und besonders haltbar zu sein schien. Es war das Jahr 1911, als die Titanic unterging. Franz Marc „starb“ 1916 im Krieg..

Die expressionistische Lyrikerin Else Lasker-Schüler nannte sich auch „Prinz von Theben“

Bild: Kenne Gregoire/Intimidad

sieh auch den Blog OXYMORA

Ein Kommentar zu „Frühling

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