Was den erfahrenen Arzt und Autor auszeichnet, ist sein Sensorium für das, was die Menschen angeht und was ihm selbst nahegeht.
Helmut Milz ist Mediziner, Psychotherapeut und Autor, der insbesondere für seine Beiträge zur Psychosomatischen Medizin, Gesundheitsförderung und Körpertherapie bekannt geworden ist. Er war bis 2014 Honorarprofessor im Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen (vgl. Wikipedia).



Der eigensinnige Mensch
Ein wunderbares Werk
„Du selber machst die Zeit: das Uhrwerk sind die Sinnen: Hemmst Du die Unruh nur, so ist die Zeit von hinnen.“ (Angelus Silesius)
Man spricht nicht mehr oft vom „Werk“ eines Autors, sondern von dessen „Text“. Aber in diesem Fall sei auf die Wirkung eines besonderen Werks hingewiesen. Schon der Titel „Der eigensinnige Mensch“ nimmt den Leser gefangen. Eben dachten wir noch an all den elektronisch vermittelten Unsinn, z.B. das digitale Spielzeug in der Hand der Kleinkinder, und an ihren Starrsinn, wenn man es ihnen wegnehmen will. Dann aber erinnert uns der Eigensinn, so wie ihn der Autor versteht, an den natürlichen Widerstand, der jeder Form von Autonomie zugrunde liegt. Auch Schreiben ist Widerstand.
Helmut Milz gelingt es darüber hinaus leicht, mit dem Untertitel „Körper, Leib und Seele“ unser wachsendes Interesse an der modernen Psychosomatik und Hirnforschung zu verstärken, wenn er vom Sinn der Sinne spricht und die einzelnen sensorischen Qualitäten schildert. Dabei stellt er keineswegs, wie sonst üblich, die visuelle Wahrnehmung in den Vordergrund. Er beschreibt auch besonders eingehend den Oralsinn, das Riechen und Schmecken. Dieser Oralsinn stiftet eine besondere Atmosphäre, die schon das Kleinkind und eben nicht nur der Weinkenner schätzt. Aber auch das Hören, „was uns zu Ohren kommt“ und das Berühren ist dem Autor wichtig, wenn er menschliche Begegnungen beschreibt. Und es ist schon bemerkenswert, dass wir, wenn wir uns gegenseitig berühren, immer auch spüren, dass wir es sind. Mit anderen Worten: Es ist unmöglich, sich bei dieser Berührung nicht selbst zu spüren.
Was den erfahrenen Arzt und Autor auszeichnet, ist ja sein Sensorium für das, was die Menschen angeht und was ihm selbst nahegeht.
Die reiche Bebilderung und die sorgfältige Begriffserklärung führen von der Phänomenologie zur medizinischen Anthropologie und von der Psychosomatik bis zur Poetik, ein wunderbares Werk. (Marc S. Huf, 5. 5. 2019)
