Dies ist ein Beispiel für Grenzenlosigkeit: Aus eigenem Antrieb leisten Medizinerinnen und Mediziner vieler Länder humanitäre Nothilfe für Flüchtlinge auf See, in gefährlichen Situationen von Krieg und Gewalt, Naturkatastrophen und Epidemien.
Seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Arzt und Schriftsteller Albert Schweitzer (1952) wurden couragierte Mediziner nur selten damit ausgezeichnet, zuletzt die Mitglieder der beiden Ärzteorganisationen International Physicians for the Prevention of Nuclear War (1985) und Médecins Sans Frontières (1999).
Der französische Internist und spätere Gesundheitsmininster Bernard Kouchner (*1939) war von 1971–1977 erster Vorsitzender der MSF und gründete drei Jahre später die zweite Hilfsorganisation Médecins du Monde (MDM). Es lohnte sich, Biographien jener Autorinnen und Autoren beizuziehen, die wie Inga Wißgott und Bernard Kouchner ebenfalls in Afrika für die MSF ärztlich tätig gewesen sind, zumal die postkoloniale Literatur und damit verbundene Gender-Studien zunehmende Bedeutung für interkulturelle Diskurse gewinnen. Ein neues Aufgabengebiet eröffnete sich unabhängigen Ärztinnen und Ärzten auch außerhalb europäischer Grenzen.
Darüber berichtet die Schriftstellerin und Ärztin Inga Wißgott, die zwei Gedichtbände über Medizinisches und Menschliches (2003) und einen Bericht über ihren Einsatz als Chirurgin in Afrikas Krisenregionen publizierte: Ärztin ohne Grenzen (2009). Auf die Frage, wie sie auf die Idee gekommen sei, mit den Ärzten ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, antwortete sie, ihre Mutter, selbst Ärztin, habe ihr schon früh von Albert Schweitzer (1875–1965) erzählt, der sich der Humanität verschrieben und in Afrika ein Spital aufgebaut hatte. (Ärzte, Dichter und Rebellen, 2008 S. 27f)

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