




„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“
Wie der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer ein Gedicht für die Ewigkeit schuf – und doch 80 Jahre nach seiner Ermordung von den Falschen vereinnahmt wird.
Das Gedicht, das Trost und Geborgenheit in unsicheren Zeiten spendet, wird bis heute bei vielen Anlässen gesungen. Bonhoeffer, ein evangelischer Theologe und Widerstandskämpfer gegen Hitler, wurde später im KZ Flossenbürg hingerichtet. Sein Leben und Werk haben ihn zu einer weltbekannten Ikone gemacht, die politisch vielseitig interpretiert wird. Trotz Versuchen von Trumpisten und Nationalisten, ihn als „evangelikalen Heiligen“ zu stilisieren, bleibt Bonhoeffers Gedicht eine Quelle der Hoffnung und Kraft, die über religiöse Grenzen hinausreicht.
(Von Volker Weidermann, ZEIT Nr. 13/2025 26. März 2025 © Composing: DIE ZEIT, verw. Foto: Mondadori Portfolio/akg)
Francisca: Sicherlich meinte Bonhoeffer unter der Dummheit weder die angeborene Geistesschwäche noch den krankheits- oder altersbedingten Schwachsinn, der zur Beeinträchtigung der Wahrnehmung bzw. der Erkenntnis unweigerlich führt. In seiner Theorie prangert er die Unachgiebigkeit der Leute an, die sich von Unwahrheiten, irrtümlichen Auffassungen oder eindringlicher Propaganda verblenden, anlocken lassen.. Zur´Selbstreflexion und Abwegung unfähig gemacht, verlieren sie die Selbstständigkeit ihrer Person, den freien Handlungswillen, ihre geistig-moralische Identität. Durch toxische Lügen verwandelte Hitler auch kultivierte, intelligente Menschen in gehorsame, glorifizierende Klangkörper, dumme Instrumenten seiner Macht.
Die „gefährlichen Dummen“ unserer Zeit sind diejenigen, die auf nichts eingehen. Sie beharren auf inokulierte Meinungen oder Verschwörungstheorien und verbreiten sie weiter, ohne den Widerspruch in Betracht zu ziehen oder ein Gegenargument gelten zu lassen. Die Meinungsfreiheit sieht jedenfalls anders aus. „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel“, so der englische Mathematiker Bertrand Russell, der 1963 seine Peace Foundation gründete.
KFM: Dem stimme ich zu. Die gefährliche „sekundäre“ Dummheit wird zum common sense und scheint in Kriegszeiten eine Voraussetzung für die Unterwerfung einer Nation zu sein. Der Rest ist Mythenglaube. Dupré (1906) sprach von „Mythomanie“.
Anne Rauen: Mit wenigen Sätzen beschreibt Albert Einstein in einem Brief an Sigmund Freud den im Video geschilderten Prozess: „Gibt es eine Möglichkeit, die psychische Entwicklung der Menschen so zu leiten, dass sie den Psychosen des Hasses und des Vernichtens gegenüber widerstandsfähiger werden? Ich denke dabei keineswegs nur an die sogenannten Ungebildeten. Nach meinen Lebenserfahrungen ist es vielmehr die sogenannte ‚Intelligenz‘, welche den verhängnisvollen Massensuggestionen am leichtesten unterliegt, weil sie nicht unmittelbar aus dem Erleben zu schöpfen pflegt, sondern auf dem Wege über das bedruckte Papier am bequemsten und vollständigsten zu erfassen ist.“ (Albert Einstein Sigmund Freud: Warum Krieg.- Zürich 1972, Diogenes Taschenbuch-Verlag, S. 27 f.)
Auch jetzt müssen wir wieder aufpassen, dass wir den Mythen keinen Glauben schenken. Die Kenntnis des Prozesses schützt nicht unbedingt vor dieser speziellen ‚Dummheit‘, die zu einer Umwertung der Werte und damit zu einem Handeln führt, an dessen Ende das Töten legitim erscheint.
Welch standhafte Treue zu seinen Glaubensüberzeugungen!
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