Neurologische Symptome bei Coronainfektion

Das Coronavirus greift offenbar nicht nur Atemwege und Lunge an, sondern auch das Nervensystem. In Wuhan zeigten gut 36 Prozent der Covid-19-Patienten neurologische Symptome – von Sinnesausfällen über Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu Hirnschlägen und Krämpfen, wie eine Studie enthüllt.

Nicht nur die Lunge betroffen

Könnte das Coronavirus demnach abseits der Lunge auch andere Organe angreifen? Tatsächlich gibt es bereits Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 den Herzmuskel befallen und akute Herzmuskelentzündungen hervorrufen kann. So haben Studien ergeben, dass bei Patienten mit schweren Verläufen der Coronavirus-Infektion oft ein Biomarker im Blut erhöht war, der von zerstörten und sterbenden Herzmuskelzellen freigesetzt wird.

Zu den typischen Anzeichen für einen Befall peripherer Nerven gehörte der Ausfall des Riech- und Geschmackssinns – ein Symptom, das Berichten zufolge auch bei Covid-Patienten in Europa bei bis zu zwei von drei Fällen auftritt. Aber auch Sehstörungen und Nervenschmerzen traten bei einigen Covid-Patienten in Wuhan auf, wie Mao und seine Kollegen berichten. Zudem gab es Hinweise darauf, dass auch Muskelzellen von dem Virus angegriffen und geschädigt worden waren.

Nerven und Gehirn reagieren oft schon vor der Lunge

Die neurologischen Störungen scheinen relativ früh im Krankheitsverlauf aufzutreten – teilweise schon vor den typischen Covid-Symptomen. „Einige Patienten mit Fieber und Kopfschmerzen wurden zunächst auf die Neurologie-Station geschickt, weil Bluttests und Lungen-CTs auf Covid-19 negativ blieben“, berichten Mao und sein Team. „Doch einige Tage später hatten auch diese Patienten die typischen Covid-19-Symptome.“

Die Forscher beobachteten zudem, dass Patienten mit schwereren Verläufen von Covid-19 häufiger neurologische Symptome zeigten – bei ihnen waren es 45 Prozent gegenüber rund 30 Prozent bei milderen Fällen.

Neurology, 2020; doi: 10.1001/jamaneurol.2020.1127)

Quelle: JAMA Neurology 14. April 2020

– Nadja Podbregar