Vor 500 Jahren waren die Bauern nicht so friedlich, wie das vor 50 Jahren eine Briefmarke der DDR, des Arbeiter- und Bauernstaats, suggeriert. Der Bauernaufstand war jedenfalls bedeutender, als heute jede Protestaktion der Landwirte, die unsere Städte, auf ihren lärmenden dicken Traktoren hockend, fast wie mit stinkenden Panzern durchqueren und nicht etwa das Klima, sondern in erster Linie ihre alten Privilegien: die hohen staatlichen Subventionen retten wollen.
Verlag: Diversität spiegelt sich inzwischen auch sprachlich in einer großen Anzahl an Begriffen wider. Aber welche davon werden im Diskurs und in den Medien wirklich verwendet, wenn es um das Thema Diversity geht? Kann man noch „Behinderte“ sagen oder ist nur noch „Menschen mit Behinderungen“* angemessen? Was wünschen sich die Betroffenen? Wie steht es um „woke“, das auf soziale Ungerechtigkeit und Rassismus hinweist, in rechten Kreisen aber fälschlich synonym für links steht? Und welche Begriffe sollten Sie als Fachleute oder Laien wirklich kennen? Dazu gehören „Ableismus“, „TERF“ und auch „Klassismus“. Welche Diversity-Begriffe müssten hingegen eigentlich längst bekannt sein, sind es aber noch nicht? Dazu gehören „queer“, „marginalisiert“, „Misogynie“ und „Inklusion“. Die Dudenredaktion lässt 100 namhafte Fachleute, die häufig auch einen persönlichen und/oder beruflichen Bezug zum Thema haben, 100 Wörter erklären. Es schreiben u.a. Ferda Ataman, Raúl Krauthausen, Natascha Strobl, Marina Weisband und Christian Stöcker. *Lilian Masuhrs Beitrag lautet Disability-Mainstream.
„Kaum ein Phantomschmerz ist robuster als Kopfweh“
„Die Künstliche Intelligenz gründet ihren Siegeszug auf der Asche der natürlichen“
„Hysterie: für seltene Nostalgiker mit Temperament und Verve das Gütezeichen eines sensiblen und edlen Kopfes“
Die Gattung des Aphorismus hat eine lange Tradition, die von Lichtenberg über Nietzsche zu Karl Kraus führt. Andreas Egert unternimmt in seinem Opus Magnum eine abenteuerliche Reise durch die Welt seiner Aphorismen, die kaum ein Thema auslassen – da geht es um Spaghettiträger, Pandemien, Untersuchungsausschüsse, Fußball und andere Dinge des Lebens. Die Aphorismen sind mal bissig, mal sprengend, mal gnädig, aber fast immer überraschend. Sie wollen Muster, Konventionen und Denkfaulheiten kritische hinterfragen und den Menschen da retten, wo er noch zu retten ist. Die Zeichnungen von Norbert Städele bereichern den Aphorismenband und schwingen (fehl)farbenfroh mit.
Alexander Dobrindt, der bekanntlich mit der „Ausländermaut“ gegen Europarecht verstieß, wirft jetzt seinen Kollegen im Bundestag „Betrug“(!) vor, nachdem der Haushaltsentwurf der Regierung vom Verfassungsgericht verboten wurde. Er redet mit feinem Lächeln wiederholt ungestraft von „Betrug“.
Dobrindt erfand auch das Unwort 2018 : „Anti-Abschiebe-Industrie“.
Foto Wkipedia
Damals forderte er, wie schon die Vertreter antidemokratischer Strömungen in der Weimarer Zeit, eine „Konservative Revolution“. Die Grünen seien „keine Partei, sondern der politische Arm von Krawallmachern, Steinewerfern und Brandstiftern.“ Die Grünen versuchten, die „Demokratie zu schottern“. Klimaaktivisten nannte er „Klimachaoten“ und warnte vor einer „Entstehung einer Klima-RAF“. (Wikipedia)
Seine bekannten, ständig im Bundestag wiederholten, wirklich unverschämten Tiraden und Bierzeltparolen, die er sorgfältig mit diskriminierenden Schlagworten anreichert, wie z.B. der angebliche „Betrug“ anderer Parteien, trägt er, offenkundig auswendig gelernt vor, indem er jedes Wort gekünstelt absetzt, z. B.: „Der…Bundeskanzler…und…die…ganze…Regierung…sie…wissen…nicht…was…sie…tun.“ Die Zuhörer wissen, dass er dann noch zweimal den Vorwurf des „Betrugs“ äußern wird, weil er sich das nun einmal sorgfältig zurechtgelegt hat. Das macht er ja immer so. Mit anderen Worten, er handelt stets vorsätzlich.
Ein Abgeordneter mit besonderen Aufgaben: Dobrindt redet nicht wie ein Demokrat sachlich zur Sache, sondern übernimmt die Rolle des Parteigängers und früheren Generalsekretärs der CSU, nicht um christlich-soziale Werte rhetorisch zu vertreten, sondern offenbar um politische Gegner gezielt „schlecht“ zu machen. Kein anderer Abgeordneter der konservativen Opposition verletzt auf diese Weise die Gepflogenheiten des demokratischen Diskurses. Dobrindt sieht sich wahrscheinlich als Fachmann fürs Grobe. Welch eine kümmerliche politisch-populistische „Aufgabe“! Der ehemalige Bundesminister, der sich vor allem um seinen bayerischen Wahlkreis kümmerte, wollte, wie früher die Raubritter, von den Ausländern, den „Fremden“, also nicht von den Bayern, eine Maut kassieren. Wer sich so bereichern will, ist der nicht armselig? Hat jemand von dem Maut-Helden Dobrindt jemals ein Wort gehört, das dem demokratischen Diskurs gedient hätte?
Der Abgeordnete redet mit feinem Lächeln wiederholt ungestraft von „Betrug“ seiner Kollegen im Bundestag.
27.11.2023, Berlin: Fotomontagen von AfD-Politikern hinter Gitterstäben werden im Rahmen einer Aktion der Satire- und Politikinitiative «Zentrum für Politische Schönheit» (ZPS) für ein Verbot der AfD vor dem Bundeskanzleramt präsentiert. Foto: Monika Skolimowska/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Er versucht, die deutsche Verantwortung gegenüber Israel verständlich zu machen. Er spricht mit Nachdruck und Emotion. Er wolle, so formuliert es Habeck, die seiner Ansicht nach verrutschte Debatte ein wenig ordnen.
Der Terrorangriff der Hamas auf #Israel ist jetzt bald vier Wochen her. Vieles ist seitdem passiert, die öffentliche Debatte aufgeheizt und verworren. Im Video deshalb einige Gedanken von Vizekanzler und Minister Robert #Habeck zur Einordnung und Differenzierung. pic.twitter.com/v79XcHpVZo
— Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) November 1, 2023
Astrid Kohlmeier schreibt, als flögen unsere Gedanken, Gefühle und Träume in ihre Gedichte. So zum Beispiel unser Wunsch, es möge Frieden werden:
Die Kriegerin
Auf den Schlachtfeldern dieser Erde Wandelt die friedvolle Kriegerin In der unheilvollen Wiederkehr des Todes Das Haupt demütig gesenkt Den Rost, das Heimweh nach Versöhnung Auf den jahrtausendealten Waffen
Nicht für den Krieg geboren Gibt es für sie keinen Ort auf der Welt Im Lärm klirrender Schwerter Ist kein Platz für ihr stilles Gedicht Und die schneeweiße Taube in ihrem Schoß
Oder etwa doch?
Astrid Kohlmeier: Zärtliche Risse“ – „Eine berührende Leseerfahrung!“ (Anne Rauen)