
160.000 Coronafälle am 29. 4. 2020

Eine Gründerzeitvilla wie aus dem Bilderbuch: schmiedeeisernes Tor, zu seiten der Auffahrt der große Springbrunnen, der Eingang flankiert von hohen Kandelabern, Rhododendron und Rosen im verwunschenen Park, zweigeschossige Treppenhalle, Salon, Herren- und Speisezimmer, Stuck, Bleiglasfenster, Zimmerfluchten unten wie oben, Parkett oder gefliest. Bewohnt wird die Villa, die in der vogtländischen Kleinstadt Reichenbach steht, seit 1940 von Hans und Elisabeth Kramer, ihren vier Kindern und dem Personal. Doch die sorglose Zeit währt nicht lange. Der Vater, Wollkaufmann und überzeugter Nationalsozialist, kann angesichts der Verbrechen des Nazi-Regimes an seinem Glauben nicht festhalten. Er und seine Angehörigen werden von den Schrecken des Krieges eingeholt.
Hans Joachim Schädlich hat sich in seinem neuen Buch den Jahren zwischen 1931 und 1950 zugewandt, der Zeit vom Ende der Weimarer Republik bis zu den Anfängen der DDR. In virtuoser Verdichtung führt er vor Augen, wie eine Familie im Widerstreit von Ideologie und Moral, Wahn und Gewissen die Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebt. Getreu seiner Maxime, dass das Entscheidende einer Erzählung die Leerstellen seien, schafft er Raum für eindrucksvolle Bilder, Stimmungen und auf faktenreichem Wissen fußende Imaginationen. Die Villa wird zum Gleichnis – exemplarisch für die Umbrüche des 20. Jahrhunderts.
siehe auch hier: https://arztdichter.net/2019/02/27/preistraeger-hans-joachim-schaedlich/
Das Coronavirus greift offenbar nicht nur Atemwege und Lunge an, sondern auch das Nervensystem. In Wuhan zeigten gut 36 Prozent der Covid-19-Patienten neurologische Symptome – von Sinnesausfällen über Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu Hirnschlägen und Krämpfen, wie eine Studie enthüllt.
Könnte das Coronavirus demnach abseits der Lunge auch andere Organe angreifen? Tatsächlich gibt es bereits Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 den Herzmuskel befallen und akute Herzmuskelentzündungen hervorrufen kann. So haben Studien ergeben, dass bei Patienten mit schweren Verläufen der Coronavirus-Infektion oft ein Biomarker im Blut erhöht war, der von zerstörten und sterbenden Herzmuskelzellen freigesetzt wird.
Zu den typischen Anzeichen für einen Befall peripherer Nerven gehörte der Ausfall des Riech- und Geschmackssinns – ein Symptom, das Berichten zufolge auch bei Covid-Patienten in Europa bei bis zu zwei von drei Fällen auftritt. Aber auch Sehstörungen und Nervenschmerzen traten bei einigen Covid-Patienten in Wuhan auf, wie Mao und seine Kollegen berichten. Zudem gab es Hinweise darauf, dass auch Muskelzellen von dem Virus angegriffen und geschädigt worden waren.
Die neurologischen Störungen scheinen relativ früh im Krankheitsverlauf aufzutreten – teilweise schon vor den typischen Covid-Symptomen. „Einige Patienten mit Fieber und Kopfschmerzen wurden zunächst auf die Neurologie-Station geschickt, weil Bluttests und Lungen-CTs auf Covid-19 negativ blieben“, berichten Mao und sein Team. „Doch einige Tage später hatten auch diese Patienten die typischen Covid-19-Symptome.“
Die Forscher beobachteten zudem, dass Patienten mit schwereren Verläufen von Covid-19 häufiger neurologische Symptome zeigten – bei ihnen waren es 45 Prozent gegenüber rund 30 Prozent bei milderen Fällen.
Neurology, 2020; doi: 10.1001/jamaneurol.2020.1127)
Quelle: JAMA Neurology 14. April 2020
– Nadja Podbregar
Buchpräsentation und Lektüreempfehlungen
»Schreiben bedeutet Spielen mit den Murmeln der Fantasie.« (Bettina Schott)
Ich, meine Gedichte und Italien
schreiben als antwort aufs schweigen