Deckname Adler: Der Bundesnachrichtendienst rekrutierte Klaus Barbie 1966 in Bolivien für ein Jahr als Informant
Der ehemalige Gestapo-Chef der französischen Stadt setzt sich als Klaus Altmann aus Rumänien nach Südamerika ab. Barbie erhält mit Hilfe des CIA 1951 ein Visum für Bolivien und bekommt auch weiterhin Aufträge vom US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst und vom Bundesnachrichtendienst BND. Seit 1970 ist sein Aufenthaltsort der Öffentlichkeit bekannt. 1983 liefert Bolivien ihn nach Frankreich aus, wo er zu lebenslanger Haft verurteilt wird und in Haft am 25. September 1991 an Krebs stirbt.
Über Kontinente und Dekaden hinweg hatten die Geheimdienste kooperiert, um jeden aktiven Widerstand, wie den Kampf der Résistance oder der südamerikanischen Freiheitsbewegungen zu brechen. Erst in den 1980er Jahren deckte die Retrospektive des Barbie-Falles auf, dass weder die von Barbie im besetzten Frankreich ausgeübte „weiße Tortur“, noch die planmäßige Tötung von NS-Opfern zur Verhaftung und Bestrafung dieses Kriegsverbrechers geführt hatten. Aufgrund des selektiven amtlichen Umgangs mit NS-Tätern wurden geeignete Polizisten als Agenten weiterverwendet.
Gegen den Gestapomann Nikolaus Barbie (1913–1991) war in Frankreich zweimal ein Todesurteil in Abwesenheit verhängt worden. Er blieb unbehelligt, erhielt den deutschen Agentennamen Adler und nannte sich Klaus Altmann. Aus diesem Grund konnte erneut eine Barbarei von historischer Dimension geschehen. Der Drahtzieher war jener Agent Adler/ Altmann/ Barbie. Da die Kontinuität dieser Kriegsverbrechen anfangs nicht schlüssig belegbar zu sein schien, war von historischen Erfahrungen auszugehen und grundsätzlich anzunehmen, dass in den Herrschaftsstrukturen, die freie Meinungsäußerungen willkürlich unterdrücken, nicht die Machthaber oder deren Gehilfen, sondern die Freiheitskämpfer zur Rechenschaft gezogen und beharrlich verfolgt werden.
Barbie war vom bolivianischen Geheimdienst auf die Spur der Guerilleros gesetzt worden. So kam es, dass vor 50 Jahren Commandante Ernesto Guevara mithilfe des deutschen Adlers aufgespürt wurde.

Walter Benjamin hatte den „Angelus novus“ von Paul Klee als „Engel der Geschichte“ interpretiert, der mit geöffneten Flügeln vom Sturm der Ereignisse mit dem Rücken voraus in die Zukunft gerissen wird, während er mit vor Schreck geweiteten Augen auf die Geschehnisse der Vergangenheit blickt. Hier der Versuch einer Neuinterpretation:
Walter Benjamin an Paul Klee
Der neue Engel ist alt.
Mit verschlissenen Flügeln
Sieht er fern die Fiktion
Des Fluchs von Lyon und
Des Verrats in den Anden.
Ins Suchfeld des Displays schreib
Die Namen, Angelus Novus.
Niemand? Doch – Neues
Murren vernimmt man.
Mit einem Wisch ist alles weg.
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