»Weißt du was, Mann«, antwortete die Frau, »wir wollen Morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist: da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus und wir sind sie los.«
– Jacob und Wilhelm Grimm, Kinder und Hausmärchen
Heike Goos schreibt dazu:
„Und wir sind sie los.„
„Was für ein Stoff. Was für eine Grausamkeit. Was für eine unerhörte Geschichte. Am Ende sind Hexe und Stiefmutter tot, der Vater ist heiter, die Kinder sind wieder da. »Sie lebten in lauter Freude zusammen«, so endet »Hänsel und Gretel«. Es ist kaum zu fassen.“
von Hauke Goos

Hänsel und Gretel vor dem Hexenhaus, um 1910, also hundert Jahre später,
Foto: akg-images / picture alliance
Ja, es ist grausam. Das Märchen zeigt keine heile Welt, sondern eine, in der Bösartigkeit und Gefahren existieren. Kinder sind ihnen ausgeliefert. Und sie wehren sich. Sie sind schlau. Sie finden einen Weg. Es kann wieder gut werden. Auch das ist eine Botschaft. Und ich weiss nicht, was sinnvoller ist. Das Vorspielen heiler Welten, die sie im Leben nie antreffen werden, oder das Wissen um Lösungen, um Selbstwirksamkeit. Ich tendiere zum zweiten. Aber das ist nur meine Sicht.
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