Der Arzt und Dramatiker Friedrich Wolf

Zur Lehnitzer Lesung: Der Psychiater und Dramatiker Friedrich Wolf, geb. am 23.12.1888 in Neuwied, studierte Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte, verfasste eine Dissertation über Multiple Sklerose im Kindesalter (1913) und war als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Bonn tätig.

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Nach der Kriegstrauung mit der Heilgymnastin Käthe Gumpold verdingte er sich im I. Weltkrieg wie Gottfried Benn zunächst als Schiffsarzt, dann als Sanitätsoffizier. An der Front schrieb er erste Erzählungen. Nach der Scheidung von Käte Wolf gründete er mit der Erzieherin Else Dreibholz eine Familie. Aus dieser im Jahr 1922 geschlossenen Ehe gingen zwei Söhne hervor, Markus und Konrad, die – wie zuvor schon ihr Vater – zu höheren Funktionsträgern in der DDR der 1950–1980er Jahre werden sollten. Markus Wolf (1923–2006) war Leiter des Auslandsgeheimdienstes der DDR, Konrad Wolf (1925–1982) Filmregisseur und Präsident der Akademie der Künste. 

Wolfs größter Bucherfolg war Die Natur als Arzt und Helfer (1928). Ein Jahr später fand in Berlin die Uraufführung des Stücks Cyankali statt, mit dem Wolf gegen den Abtreibungsparagraphen kämpfte. 1932 wurde er verhaftet. Zwei Wochen später wurde er nach einer öffentlichen Protestaktion freigelassen. 1933 entkam er vor drohender Verhaftung nach Österreich, reiste dann nach Zürich, wo die deutschsprachige Erstaufführung des Professor Mamlock (1935) seinen Welterfolg begründete, und anschließend nach Paris. 1939 wurde er von den französischen Behörden interniert, 1940 erging das Aufführungsverbot gegen den russischen Film Professor Mamlock.

Ein Chronist schrieb später über ihn, er sei ein dreifaches NS-Opfer gewesen, „Jude, Kommunist, revolutionärer Stückeschreiber“.

1941 erwarb er im Moskauer Exil die sowjetische Staatsbürgerschaft. 1949 wurde er zum Professor an der Pädagogischen Hochschule Potsdam und 1950 zum Botschafter in Polen ernannt. Damals erhielt er den DDR-Nationalpreis. Am 5.10.1953 starb er im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt.

Deutsches Ärtzeblatt (2006):

https://www.aerzteblatt.de/archiv/53170/Friedrich-Wolf-Revolutionaer-im-Einfamilienhaus

Deutsches Ärtzeblatt (2018)

https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=203918

Herta Nathorff, Ärztin und Dichterin

 

Es verwundert nicht, dass im 19. und selbst noch im 20. Jahrhundert nur wenige Ärztinnen neben ihrem Einsatz für Kranke und der Arbeit für die eigene Familie auch noch literarische Texte verfassten, wie zum Beispiel Harriet Straub (1872–1945), eine der ersten approbierten Medizinerinnen, die sich zudem in der Frauenbewegung engagierten,

wie auch Hertha Nathorff (1895–1993), Charlotte Wolff (1897–1986) und Nawal El Saadawi (*1931).

Hertha Nathorff, geborene Einstein, Ärztin, Psychotherapeutin und Schriftstellerin, war Mitbegründerin der ersten Ehe- und Sexualberatungsstelle in Berlin-Charlottenburg. Nach Berufsverbot (1933) und Approbationsentzug (1938) emigrierte sie über London in die USA (1939). Ihr Kommentar im Tagebuch:

Sie haben meine Seele verbrannt, mein Leben zerstört, meine Jugend, meinen Frohsinn, mein ganzes Ich ausgelöscht wie der Sturm ein brennendes Licht, wie das geschah: meine Blätter mögen es erzählen.

Sie betätigte sich in der Frauenbewegung, verfasste Kurzgeschichten, Gedichte und die preisgekrönte Biographie Mein Leben in Deutschland (1940).

Vgl. Planet Wissen:

https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/novemberpogrome/pwiedastagebuchderhertanathorff100.html

Northhoff Hertha Abb