Sucht und Pseudopathie

Gehirnhttps://www.researchgate.net/publication/236000394_Sucht_und_Pseudopathie

SUCHT
Schmerzen als Ausdruck von Angst durchwandern Kopf und Rumpf und können dazu führen, dass der Schmerzkranke von Arzt zu Arzt wandert. Chronifizierte Nacken-Kopf- und Rückenschmerzen (Post-Concussion-Syndrom, low back pain, Postdisektomie-Syndrom) werden Besitz anzeigend als „mein“ Schmerz, ebenso wie ein langjährig ein- genommenes Analgetikum als „mein“ Schmerzmittel bezeichnet, d.h. mangels persönlicher Bindungen und Gesprächspartner gleichsam als Angehörige und ständige Begleiter personifiziert. Dann entwickelt sich auch eine Abhängigkeit von „meinen“ Ärzten und „meinen“ Patienten in einem Zweckbündnis. Dieses süchtige Verhalten ist der Pseudopathie zuzurechnen.
PSEUDOPATHIE
Wenn bereits aus der Anamnese eine auffällige Störung im Verhältnis von Arzt und Patient hervorgeht, die sich oft auch in häufig wechselnden Partnerbeziehungen findet, sollte man je nach dem Grad der MUS ein leichtes, mittelschweres oder schweres Pseudopathie-Syndrom (PDPS) annehmen.

Die pseudopathische Situation ist nicht als individuelles Kranksein zu verstehen, sondern spielt sich  z w i s c h e n  Patient und Arzt ab. Man spricht auch von einer Pseudopathie in gestörten Patient – Arzt – Beziehungen.

■ Die Betroffenen klagen solange über vielfältige, medizinisch unerklärte Symptome (MUS) bei somatoformen Störungen, bis Arzt und Patient resignieren (leichtes PDPS).
■ In komplexen Situationen erfolgt ein Rollentausch von Arzt und Patient: Der pro fessionelle Patient übernimmt die idealisierte Arztrolle, und der Arzt leidet darun-ter, wenn der Patient mit ihm gemeinsam Fehldiagnosen stellt (mittelschweres PDPS, z.B. „Koryphäen-Killer-Syndrom “).
■ Im „Doktorspiel“ der Erwachsenen kommen aggressiv-masochistische Triebimpulse zum Ausdruck (schweres PDPS, „Münchhausen-Syndrom “). Die Ausbreitungstendenz von Diagnosen, die v.a. auch durch die Klassifikationen (ICD und DSM) gefördert wird,
ist durch den „Pseudopathie“-Begriff einzugrenzen. Somit ist eine „positive“ Diagnose zu stellen, wenn von Anfang an die Phänomenologie und die Dynamik der psychosomatischen Körperbeschwerden – auch im Verhältnis von Arzt und Patient – beachtet werden.

Psychosomatik chronischer Schmerzen

radikulär
neuropathische Wurzelschmerzen bei lumbalen Bandscheibenvorfällen
Der neuropathische Schmerz beruht auf einer Schädigung oder Erkrankung somatosensorischer Strukturen im peripheren und zentralen Nervensystem. Durch die Läsion werden neuroplastische Veränderungen induziert.Gehirn
Die spontan auftretenden oder evozierten neuropathischen Beschwerden sind durch quälende, meist brennende Dauerschmerzen und rezidivierende Neuralgien (Shmerzattacken) gekennzeichnet. Die Kranken bezeichnen auch leichte taktile und thermische Stimuli als schmerzhaft (Allodynie). Schon ein gering schmerzhafter Reiz aufder Haut löst einen stärkeren Schmerz aus (Hyperalgesie) und kann das betroffene Areal überschreiten, also im gesunden Bereich empfunden werden.
Fast ein Drittel (31,7 – 32,9 %) der Bevölkerung berichtet über chronische Schmerzen von mindestens dreimonatiger Dauer. Das weibliche Geschlecht überwiegt. Zusätzliche körperliche und soziale Beeinträchtigungen werden von > 5% der Befragten angegeben. An erster Stelle stehen Rückenschmerzen. 53% der Patienten mit chronischen Erkrankungen der Wirbelsäule klagen über neuropathische Schmerzen.
Schmerzpsychotherapie
Zur Entlastung des Schmerzgedächtnisses eignet sich daher ein Tagebuch,
in das der Patient nicht nur die Intensität und situative Verstärkung der Beschwerden, seiner Empfindungen und Missempfindungen,sondern auch die schmerzlindernde Wirkung der Therapie einträgt.

Differentiated Diagnostics and Multimodular Therapy of Neuropathic Pain | Request PDF. Available from: https://www.researchgate.net/publication/271117950_Differentiated_Diagnostics_and_Multimodular_Therapy_of_Neuropathic_Pain [accessed Nov 02 2018].

siehe auch Psychosomatik akuter Schmerzen