Steigendes Schlaganfallrisiko

Aus unerfindlichen Gründen ist die Schlaganfallstation (Stroke Unit) im Klinikum Mittelmosel außer Betrieb genommen worden. Will man statt des mindestens dreitägigen stationären Monitorings und einer notwendigen Blutverdünnung nur noch irgendwie „intensiv wie früher“ oder gar nur ambulant behandeln? Oder Kranke abweisen? Akutkranke Einwohner und Touristen irgendwohin verlegen?  
Das Klinikum Mittelmosel ist keineswegs insolvent. Doch man will die
durch die neue Gesundheitsreform mögliche Finanzierung nicht abwarten, sondern umgehen und demnächst das perfekt eingerichtete, aber unterfinanzierte Krankenhaus schließen und stattdessen ein kleines Ambulatorium (MVZ) mit besseren Verdienstmöglichkeiten betreiben. Das ist lebensgefährlich:

1. Der Versuch einer Hirninfarktbehandlung „ohne Bett“ erhöht enorm die Inzidenz, also das Erkrankungsrisiko. Denn Schlaganfälle neigen zur Wiederholung der Attacken. Da Schlaganfälle bekanntlich zu den häufigsten Todesursachen gehören und Behinderungen –
Lähmungen und Sprachstörungen – hervorrufen, ist jeder Schlaganfall ein Notfall. Jede Minute der fachärztlichen Hilfe vor Ort zählt.

2. Ein Transport entlang dem mäandernden Verlauf der Mosel und über die Moselberge in ein anderes Krankenhaus vergrößert die Lebensgefahr. Es gibt weit und breit keine geraden Straßen und keine nahe Verbindung zur Autobahn.

3. Der Tourismus legte im vergangenen Jahr im Kreis Cochem-Zell deutlich zu.
 2023 besuchten insgesamt 613 190 Gäste den Kreis, das sind 6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Übernachtungen stieg um 6 Prozent auf fast zwei Millionen.

4. Entscheidend ist die demografische Entwicklung und damit das Lebensalter. Man denke nur an die große Zahl der 40-79-Jährigen unter den Einwohnern und Touristen:
Die Prävalenz im Alter von 40 bis 79 Jahren beträgt 3% (♀ 2,5%; ♂ 3,3%), steigt aber in der Dekade von 70 bis 79 Jahren an (♀6 ; ♂ 8 %). (Neue Studie, RKI)

5. Am Stichpunkt 1. 11. 2024 wird die Prävalenz (Häufigkeit) der jährlichen Schlaganfallerkrankungen, bezogen auf 100.000 Einwohner, 2000-2500 Krankheitsfälle betragen. Da zum Beispiel Trier 111.000 und Koblenz 114.000 Einwohner hat, kommen in beiden Städten 160-220 neue Schlaganfälle hinzu. (Inzidenz = Neuerkrankungsrate pro Jahr und das Erkrankungsrisiko).

6. Der Landkreis Cochem-Zell hat fast 50 % weniger Einwohner als Koblenz, aber doppelt so viele Touristen und zwei Millionen Übernachtungen 2023. In der Verbandsgemeinde Zell ist die Zahl der Gäste und Übernachtungen stark gestiegen. (Stat. Landesamt RLP)

Fazit: Wie kann man auf die absolut notwendige stationäre Akutversorgung so vieler Menschen verzichten, wenn doch jedes Menschenleben zählt?
Wer wird jetzt Verantwortung für das in jedem Einzelfall steigende Gesundheitsrisiko übernehmen?

Prävention

Klinik Zell

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